Ich hab geträumt von Dir – von unserer Wembley Nacht …
Von einer wunderbaren Reise unseres Fanclubs nach London
2010 hätten wir uns das nicht träumen lassen – das dritte CL-Finale mit Beteiligung des FC Bayern innerhalb von vier Jahren: Wembley 2013! Noch tief saß der Schmerz vom verlorenen Finale Dahoam 2012. Die unverdienteste nur vorstellbare Niederlage; unser Traum war wie Glas zerbrochen. Doch unsere Helden waren aufgestanden und sind gewachsen, spielten gar eine Saison der Rekorde. Dieses Mal sollte es klappen; musste es klappen! Nicht nur ein CL-Finale auch ein Prestigeduell stand uns bevor, im neu ausgerufenen deutschen Classico sollte es gegen die schwarz-gelben aus dem Ruhrpott gehen. Verlieren verboten, anders konnte man es nicht beschreiben. Völlig außer Frage, dass auch wir von der RWT hierfür alles geben wollten um unseren FCB zum lang ersehnten 5. Landesmeistertitel zu bringen. Nach dem Finale in Madrid sollte es zwar nicht unsere längste Finalbusfahrt aber wohl unsere Aufregendste werden: zum ersten Mal zwei Busse zu einem Finale, 2 Fährfahrten, 4 Länder, zwei Zeitzonen. Am 24.05.2013 ging es um Mittag in der bayerischen Heimat los. Zügig durchquerten wir den Rest der Republik und mussten mit zunehmender Fahrtdauer auch öfters Busse des anderen Vereins überholen was von uns lautstark kommentiert wurde und ein gutes Ohmen für das Spiel sein musste. Zur Verpflegung gab es rote und weiße Würstel aus der Bordküche und die es wurde kräftig warmgesungen. Gegen Abend stellte sich dann etwas Ruhe ein und trotz der durch Straßenlampen hell beleuchteten Autobahn in Belgien konnte so manch einer ein Auge zudrücken. Früh morgens kamen wir in Calais an und warteten gespannt auf unsere Fähre. Nach dem noch so manch anderer Bus vor uns in der langen Schlange vom Schlund der Fähre aufgenommen wurde waren auch wir dran. Es ging endlich los auf die Insel.
Auf der Fähre angekommen hieß es für uns plötzlich – raus aus dem Bus und rauf aufs Deck. Die Küste Englands im Blick, eine steife Brise im Gesicht, kamen wir uns vor wie eine mutige rot-weiße Meute auf dem Weg zur Eroberung des Throns von London. Mit großem Respekt vor dem anstehenden Linksverkehr stiegen wir nach der schunkeligen Fährfahrt wieder in den Bus. Sicher und gekonnt wurden wir zuerst bis nach London und dann noch mal genauso lange durch die Stadt chauffiert. Schnell wurde es allen klar um was für eine gewaltige Metropole es sich bei London handelt. Nach der Ankunft am Busparkplatz vor dem bereits von außen gigantisch wirkenden Wembleystadion zog es die Einen in die Stadt während die Anderen zum naheliegenden Barham Park, dem Treffpunkt der Bayernfans gingen um dort viele alte Bekannte wiederzutreffen. Von dort zog er auch los der Zug der Bayernfans über mehrere Blöcke hinweg, gemeinsam singend bis nach Wembley. Bestaunt und applaudiert von den Einheimischen Londonern kamen wir am Stadion an. Auf dem Weg hinein lief man noch manchem Promi über dem Weg und Thomas Gottschalk in voller Montur rief uns zu „heute pack ma’s Jungs!“. Spätestens beim anschließenden Durchschreiten der Drehtüren und Betreten der Rolltreppen war jedem klar, dass es sich bei Wembley um kein gewöhnliches Stadion handelt. Für umgerechnet 1,2 Milliarden haben sich die Engländer einen Tempel gebaut in dem nur die besten Mannschaften Europas spielen, und die englische Nationalmannschaft. Auf unseren Plätzen war bereits alles vorbereitet für die obligatorische Choreo und nach einer martialischen Eröffnungsfeier die so viel mit Fußball zu tun hatte wie die Queen mit Schuahplattln, ging es endlich los.
In einem nervenaufreibendem Spiel erlebten wir Höhen (1:0 durch Mandzukicz) und Tiefen (verschuldeter Elfer und das 1:1). Unsere Bayern konnten die Überlegenheit der letzten Wochen nicht so ausspielen, kämpften aber voller Leidenschaft und als schon viele an eine Verlängerung dachten passierte es: ein langer Ball (von wem kam der eigentlich?) Ribéry mit der Hacke auf Robben, Robben tänzelt zwei aus und schiebt den Ball an Weidenfeller vorbei. Wir Bayern Fans in der Kurve hinter eben diesem Tor sahen den Ball aufs Tor zukullern, in unendlich langsamer Zeitlupe bewegte sich dieser und als er die Linie überquerte gab es kein Halten mehr, die Kurve explodierte vor Freude. Unser Torschütze Arjen Robben auf der Bande in einem Meer voll Glückseligkeit. Dieses Tor kurz vor Schluss verschmolz in einen andauernden Jubel bis zum Schlusspfiff und darüber hinaus – da war er, der Henkelpott, lang ersehnt seit 2001. Bitte lasst uns nicht noch mal so lange warten. Jubelnd, kreischend, umarmend verließen wir den Ballpalast um auf dem Busparkplatz mit Champagner weiter zu feiern, bevor es heiser und glücklich in Richtung Dover ging. Auf der Fähre traf man plötzlich wieder auf den Anhang der schwarz-gelben welche nur bedingt mit unserer inneren Freude fertig wurden. Die Busfahrt auf dem Festland wurde gefeiert und genossen. Die erste Raststätte in Deutschland brachte uns die Printmedien der Nacht und das Radio berichtete in regelmäßigen Abständen von der magischen Wembleynacht. Wir konnten es nicht oft genug hören. So manch einer durfte dann noch eine Verlängerung des Traums erleben, eine Woche später in Berlin beim DFB-Pokalsieg als mit dem Triple Fußballgeschichte geschrieben wurde.